Atlassian Cloud vs. Data Center
Was ist die beste Alternative zur Server Software?
Auf Atlassian Server-Nutzer kommen tiefgreifende Änderungen zu. Wie der australisch-britische Anbieter von Entwicklungssoftware jüngst ankündigte, stellt er seine Serverproduktreihe ab dem 02.02.2024 für die meisten Produkte komplett ein. Erste Änderungen sind bereits zum 02.02.2021 wirksam geworden. Sollen Kunden nun auf die Übergangssysteme Atlassian Data Center umschwenken oder lieber direkt in die Atlassian Cloud migrieren? Wir möchten der Frage nachgehen, welche Auswirkungen jeweils zu erwarten sind, ob eine Migration sinnvoll ist und wie sich das auf die Datensicherheit und die Datenhoheit Ihrer Systeme auswirkt.
Wie sieht die Roadmap für den Umzug in die Atlassian Cloud aus?
Nutzer von Atlassian Server-Produkten mit eigenem Hosting stehen jetzt genau zwei Alternativen zur Verfügung: Entweder wechseln sie ins Data Center oder direkt in die Atlassian Cloud. Wir gehen davon aus, dass sich die meisten für die Cloud-Hosting-Variante entscheiden werden. Dennoch möchten wir auch die anderen Alternativen vorstellen.
Bereits jetzt steht fest, dass Atlassian ab dem 2. Februar 2021 keine neuen Lizenzen mehr für Server-Produkte verkaufen wird. Ebenso wird ab diesem Datum keine Entwicklung neuer Funktionen für diese Produktlinie mehr erfolgen. Ab dem 2. Februar 2022 gibt es keine neuen Upgrades mehr und ab dem 2. Februar 2023 werden auch keine neuen Apps mehr verkauft. Ab dem 2. Februar 2024 wird schließlich der Support für sämtliche Server-Produkte vollständig eingestellt. Es scheint, als würde Atlassian mittelfristig alle Kunden in die Atlassian Cloud-Hosting-Variante migrieren wollen.
Vom Verkauf und Support Ende sind die folgenden Software Produkte und Apps betroffen:
- Bamboo Server
- Bitbucket Server
- Confluence Server
- Crowd Server
- Jira Core Server
- Jira Software Server
- Jira Service Management
- Jira Service Desk Server
- Von Atlassian entwickelte Apps
Ausnahmen vom Verkauf und Supportende:
Eine Ausnahme bei den Produktänderungen von Atlassian bilden Crucible und Fisheye. Für diese Produkte, die sich im Basis-Wartungsmodus befinden, können weiterhin Lizenzen erworben werden. Auch Bamboo Server-Lizenzen werden so lange angeboten, bis das Bamboo Data Center verfügbar ist. Marketplace-Apps können von Atlassian-Nutzern bis einschließlich zum 02.02.2023 Pazifischer Zeit erworben werde
Atlassian Data Center vs. Cloud
Da die Server-Produktlinie von Atlassian in Kürze eingestellt wird, stehen das Data Center und die Cloud als alternative Übergangslösungen für die meisten Atlassian-Produkte zur Verfügung. Im Mittelpunkt stehen bei den meisten IT-Managern, neben der Datenhoheit, das Deployment, also die Softwareverteilung. Sowohl bei den Atlassian Data Center- als auch bei den Server-Lösungen liegen die Daten vollständig beim nutzenden Unternehmen, das dadurch die Kontrolle und Sicherheit über seine Unternehmensdaten behält. Der Aufwand für die Installation und Verteilung der Software ist jedoch bei den Data Center- und Server-Lösungen deutlich höher als bei der Atlassian Cloud-Lösung. Während bei den Data Center- und Server-Varianten unbegrenzt viele Teams mit den Softwarelösungen arbeiten können, liegt das Benutzerlimit pro Instanz bei der Atlassian Cloud-Hosting-Variante bei 10.000.
In der Implementierung von Systemen hat der Datenschutz und die Datensicherheit für das IT-Management höchste Priorität. Atlassian Data Center und Server sind in diesen Bereichen nahezu ebenbürtig. Beide Varianten erlauben eine personenbezogene Authentifizierung und garantieren vollständigen Admin- und Datenbankzugang. Bei der Atlassian Cloud-Variante hingegen ist der Admin-Zugang eingeschränkt und ein direkter Datenbankzugriff nicht möglich. Dennoch wird die Datensicherheit bei der Atlassian Cloud-Hosting-Infrastruktur durch Compliance-Verfahren wie Zertifizierungen nach ISO 27001/27018 und weiteren Standards gewahrt. Durch den Abschluss des Auftragsverarbeitungsvertrags (AVV) ist die Atlassian Cloud-Hosting-Infrastruktur DSGVO-konform.
Gibt es alternative Ausweichsysteme für die Teams?
Alternative Ticketsysteme zu Jira sind Redmine, Stackfield und Target Process. Es gibt zahlreiche Ausweichprodukte für Atlassian-Systeme im Bereich Ticket-System und Projektmanagement. Ein Beispiel ist das Open-Source-Projekt Redmine, das für Self-Hosting geeignet ist. Die Planung und Verfolgung von Projekten erfolgt über Gantt-Diagramme, die alle notwendigen Informationen wie Projekte, Besitzer und Dauer für die Teams visualisieren.
SaaS-Lösung Stackfield
Wer eine alternative SaaS-Lösung (Software as a Service) für Jira sucht, wird bei Stackfield fündig. Dieses System bietet Echtzeit-Kollaboration, Projektmanagement, Aufgabenverwaltung und Listen. Ein besonderes Merkmal ist die clientseitige Verschlüsselung der Nutzerkommunikation direkt im Browser, die sicherstellt, dass alle Daten vor Stackfield geschützt sind. Der Anbieter erhält somit keinen Einblick in Kundendaten und Dateien. Die Kosten beginnen bei 7,50 Euro pro Monat und Nutzer im Rahmen des Starter-Pakets.
Projektmanagement und Kanban-Alternativen mit Trello und Target Process
Die Basisversion von Trello ist kostenlos. Im Gegensatz zu den zuvor genannten Produkten ist Trello ausschließlich ein Projektmanagement-Tool, das sich weniger für Entwicklungsprojekte eignet. Das benutzerfreundliche Interface verwendet Karten, um Projektdetails wie Abteilungen, Aufgaben und Termine übersichtlich darzustellen. Die professionelle Version, Business Class, ist ab 8,33 US-Dollar pro Nutzer und Monat erhältlich.
Target Process ist ein alternatives Jira-Tool, das webbasiert agiles Projektmanagement ermöglicht und durch seine durchdachte Benutzerfreundlichkeit hervorsticht. Das Backlog des professionellen Tools bietet eine übersichtliche Darstellung aller Aufgaben und ermöglicht eine detaillierte Erfassung und Auswertung aller Arbeitszeiten. Die Basisversion ist kostenlos und erlaubt bis zu 1.000 Einträge. Wer mehr Einträge benötigt, kann für 25 US-Dollar die Company-Version erwerben. Target Process ist zudem als App für Android und iOS verfügbar.
Möglichkeiten und Konsequenzen einer Migration weg von Atlassian-Produkten
- Erhöhter Synchronisationsaufwand für Softwareentwicklungs- und Releaseprozesse
Ein entscheidender Nachteil all dieser Alternativlösungen ist der Verlust der nahtlosen Integration von Ticketsystem, Projektmanagement, Versionsverwaltung und Releasemanagement. Obwohl es im Bereich Projektmanagement Alternativen zu Jira gibt, verliert man ähnlich bei Content Management Systemen, mit Alternativen zu CMS Confluence wie Tettra + Slack, Guru, Bloomfire, Notion und Slab, die Vorteile der integrierten Lösungen.
- Verlust der Datenhoheit und Vendor Lock-in-Effekt bei Cloud-Produkten
Für Unternehmen, die großen Wert auf Datenhoheit, Datensicherheit und DSGVO-Konformität legen, wird es schwierig, 2021 eine endgültige Entscheidung für einen Wechsel zu treffen. Atlassian erscheint alles andere als preisstabil, und es sind noch keine finalen Preise für die Data Center-Lösungen bekannt. Zudem ist zu erwarten, dass die Cloud-Preise nach der Migration der Kunden nochmals steigen werden. Dies steht im Gegensatz zu den massiven Ressourcen, die für die Migration zu Alternativen benötigt werden. Außerdem erhöht sich das Risiko von Schnittstellenfehlern, wenn für mehr als eine Atlassian-Lösung eine Alternative gesucht wird.